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16.06.2022

Ralph Edelmann

Alpe-Adria 2022: LG-Rennrad-Tour von Mühldorf nach Grado (Italien)

20220604 155551 Grado

Tag 1 – Von Mühldorf nach Werfen:

Unbeständiges Wetter, vereinzelte Schauer. So war die Vorhersage. Traumwetter mit jeder Menge Sonnenschein und kein Regen. So waren die vier Tage der Alpe-Adria-Tour tatsächlich! Doch der Reihe nach…

Am Donnerstag, den 02.06., treffen sich neun ambitionierte Rennradler (Agnes, Gerti, Rita, Dieter, Norbert, Vitus, Michi, Martin und Chris), um in vier Tagen über sehenswerte Alpenpässe das Mittelmeer zu erreichen. Nach einer ersten Stärkung in der Stadt bei der Bäckerei Eicher geht es gemeinsam Richtung Waging am See. Die ortskundigen LG’ler sind sich natürlich sicher die bekannte Strecke ohne Navi fahren zu müssen. Nach einigem Hin und Her und dem ein oder anderen Extrakilometer, teilt sich die Gruppe in Waging auf.

Rita, Gerti, Agnes, Dieter und Martin fahren weiter in Richtung Salzburg. In Anif wartet dann endlich das wohlverdiente Mittagessen auf die Kilometerfresser. Gerade wieder aufgesessen, sichtet man in Hallein bereits eine gute Lokalität für Kaffee und Kuchen. Naja was solls, das Schicksal soll man nicht herausfordern. Pause zwei steht an. Gut gestärkt erreicht man nach stolzen 130 Kilometern und in etwa 1500 Höhenmeter das Ziel in Werfen.

Norbert, Michi, Vitus und Chris haben sich das Rossfeld als Ziel gesetzt. Kurz vorm Anstieg beschließt man sich bei einer Bäckerei kurz zu stärken. Kaum von der Semmel abgebissen, scharrt Norbert schon wieder mit den Hufen. Man hat bei dem straffen Programm keine Zeit zu verlieren. Da Vitus das Rossfeld vor ein paar Tagen erst besichtigt hat, gibt es die ersten Instruktionen: Angenehme Steigung bis Obersalzberg. Kein Problem. Die Wahrheit: Zahlreiche Rampen mit über 20 Prozent. Sau anstrengend und kräftezehrend. Der Track zeigt nun, Gott sei Dank, die Abfahrt bis Hallein. Doch der Vitus hat noch eine Idee: Fahren wir doch noch die Rossfeldstraße, wenn wir schon mal in der Gegend sind. Das sind 400 Höhenmeter, nur noch ein Katzensprung. Die Wahrheit: 600 Höhenmeter, immer steiler werdend und mit Rucksack und 130 Kilometer in den Beinen eine reine Qual. Aber der Ausblick entschädigt für alles. Nach 170 Kilometern und 2500 Höhenmeter ist man auch in Werfen angelangt.

Nach einem wohlverdienten Abendessen und einigen Bierchen und mehreren Gläsern Wein beschließt man den Tag, um morgen auf ein Neues los zu radeln.

(Chris)

Tag 2 Von Werfen nach Seeboden am Millstätter See:


Das „Blockhaus“ unsere Unterkunft für die erste Nacht ist verlassen. Das Frühstück im Reitsamer Hof ist verdrückt.

Das 9 köpfige Team teilt sich, bereits am Start in eine „entspannte Truppe“, die den Alpe-Adria-Treck entlang der Salzach bis nach Gastein genießen möchte. Dieser schließen sich unsere drei Damen, Gerti, Rita und Agnes an. Als Gentleman-Guide fungiert der Organisator unserer Tour Dieter.
Außerdem findet sich eine „ambitioniertere Gruppe“ zusammen, Michael, Chris, Vitus, Martin und Guide Norbert, die einige Höhenmeter auf ihr Strava-Konto gutschreiben möchte. Norbert hat für uns deshalb die schweißtreibende Variante über Mühlbach-Dienten in das Gasteinertal ausgesucht.Der Plan wäre; sich am Ende des Gasteiner-Tals, hinter Bad-Gastein, in Böckstein, an der Bahnverladung nach Kärnten, wieder zu vereinen.
In Bischofshofen geht es für die Ambitionierten gleich mal eine steile Rampe zur Skisprungschanze hinauf und kurz darauf genauso steil wieder hinunter auf die ursprüngliche Strecke. Den Schnapper hätte man sich also frei weg sparen können, aber wie will man sonst die angestrebten Höhenmeter zusammen kriegen – und die Abschluss-Schanze der Vierschanzentournee muss schließlich auch jeder mal gesehen haben.Aber dann wird es wirklich ernst. Am Ortsende von Bischofshofen zieht sich die Hochkönigstraße in moderater Steigung hinauf nach Mühlbach am Hochkönig, welches durch ergonomische Fahrweise der gesamten Truppe recht zügig erreicht ist. Aber jetzt geht der Spass los. Hinter Mühlbach wird es richtig knackig. Die Hochkönigstraße entwickelt sich zum Biest und zieht mit teilweise über 20% hinauf zum Dientner-Sattel auf 1370 m Seehöhe. Geschuldet der Übersetzung und den Höhenmetern des Vortags muss sich sogar der eine oder andere, ansonsten unverwüstliche, Crack der alten Radler-Weisheit ergeben „wer seine Wadeln liebt – der schiebt“.
Endlich oben am Sattel angekommen. Schnell die Windweste drüber gezogen und schon geht es wieder runter, nach Dienten. Dort finden wir uns plötzlich in einer Parkgarage für den Wintersport auf Brettern wieder. Aber der Ausgang ist schnell entdeckt und dann beginnt das Sahnestück des heutigen Tags. In traumhaftem Flusstal windet sich eine Straße im angenehmen Gefälle ins Tal zur Salzach hinab. Übersichtliche Kurven, wenig Verkehr, bester Straßenbelag – ein Traum für jeden Rennradfahrer. Fast wie im Flug.Leider geht jeder schöne Traum einmal zu Ende. Im Talboden angekommen geht es durch die kleine Ortschaft Lend und dann verschluckt uns der lange, dunkle Tunnel ins Gasteiner-Tal. Gott sei Dank gibt es eine höhergelegten, abgetrennten Radlweg. Der Tunnel spuckt uns in Klammstein wieder aus, wo wir kurz darauf vor einem Gasthaus stehen, das mit einem günstigen Biker-Essen lockt. Aber unser Guide Norbert kennt kein Erbarmen. Er möchte unbedingt mit der „entspannten Truppe“ in Böckstein zusammen treffen. Daher: Tut mir Leid – keine Zeit. Was Michael zur Aussage verleitet: Ich möchte aber schon auch etwas die Gegend sehen und nicht nur das Hinterrade des Vordermanns.

Also geht´s weiter durch Dorfgstein, Bad Hofgastein, an zahlreichen, einladenden Biergärten vorbei das Gasteiner Tal hinauf. Hinter Bad Hofgastein haben wir endlich ersten Funkkontakt mit der „entspannten Gruppe“. Diese ist mittlerweile gar nicht mehr entspannt. Der Alpe-Adria-Treck hatte sich nämlich als wenig Rennrad tauglich herausgestellt. Wenig befestigter Untergrund, zahlreiche Querungen von Straße, Bahnlinie und Fluss, viel Verkehr und steile Auffahrten ließen keinen Fahrfluss aufkommen und die Kräfte derart schwinden, dass Guide Dieter zwischenzeitlich in der Wiese liegend neue Kräfte sammeln musste. Die „nicht mehr entspannte“ Gruppe macht gerade Pause in Bad Hofgastein. Wir hatten sie also überholt, ohne es zu merken.

Nach dieser Meldung ist unser Guide Norbert schlagartig ruhiger und lässt sich jetzt ohne große Mühe zu einer Rast im nahegelegenen Wirtsgarten überreden. Der Wirt ist unfreundlich und will uns den Stammtisch nicht gönnen, aber der Imbiss ist ok und die Rast tut sehr gut.
Die „unentspannte Gruppe“ passiert inzwischen unseren Rastplatz, möchte aber sofort weiter Richtung Bad Gastein und nach Böckstein.
Bad Gastein steht uns jetzt auch bevor. Wer diesen Ort kennt, der weiss, dass es dort praktisch keine ebene Straße gibt, nur steile Rampen. Und die schrauben wir uns jetzt, in der Mittagshitze, hinauf, meist im Stehen manchmal im Gehen. Hinter Bad Gastein geht es etwas gemäßigter weiter nach Böckstein, wo der Zug nach Kärnten schon auf uns wartet.
Das heisst, umgekehrt, wir warten auf den Zug. Die „unentspannte Gruppe“ mittlerweile schon über eine Stunde, denn sie haben den vorherigen Zug um Haaresbreite verpasst. Und das, obwohl die Damen, die Steilstraßen in Bad Gastein mit Hilfe eines freundlichen Busfahrers überwunden hatten. Tja, als Frau hat man schon so seine Vorzüge. Nur der Guid hat die Haltestelle absichtlich übersehen und muss selber strampeln.
Dann trifft der Zug für die Verladung endlich ein. Schnell die Räder ins vorgesehene Abteil. Dann stellen wir erfreut fest, dass so ein Zug-Sessel, doch tatsächlich etwas bequemer ist als so ein schmaler Rennradsattel. Nach 15 Min. Zugfahrt sind wir schon in Mallnitz in Kärnten und es heißt aussteigen. Hätte ruhig etwas länger dauern dürfen, die Zugfahrt.Von Mallnitz aus vernichten wir zuerst mal 500 mühsam erkämpfte Höhenmeter nach Obervellach hinunter. Bedingt durch viel Verkehr und schlechten Belag leider mit wenig Spass. Und dann geht es, zu viele weiter Höhenmeter vermeidend, teils auf Hauptstraßen, teils auf Nebenstraßen weitere 35 km hinaus bis zum Millstädter See. Wobei das Fahren auf der Hauptstraße, in der Gruppe im Windschatten, gerade für die Damen durchaus auch recht anstrengend ist. Dem Wetter geht es mittlerweile offenbar ähnlich wie uns, es hat auch keine Lust mehr und sieht inzwischen verdammt nach Regen aus. Aber es reißt sich zusammen, genau wie wir, und wir erreichen trocken unser heutiges Etappenziel Seeboden am Millstätter See. Während die Damen schlagartig wieder putzmunter sind, und spontan eine neue „entspannte Gruppe“, gründen die sich noch vor dem Duschen zum See-Cafe aufmacht um einen Aperol-Spritz zu genießen, muss so mancher Mann erst mal dumm schauen und verdauen. Aber spätestens beim Abendessen, einer ausgezeichneter Pizza, von unserem Gourmet-Guide Michael bestens recherchiert, geht es allen wieder bestens und die Vorfreude auf den nächsten Tag steigt.

(Martin)

Tag 3: Von Seeboden nach Venzone:

Bei bestem Wetter verlässt die LG Truppe die Unterkunft am Millstätter See und radelt nach Spital an der Drau. Wieder mal führt hier der Alpe-Adria-Weg auf eine Schotterpasage. Also bleibt uns nichts anderes übrig als auf der Bundesstraße zügig in Windschatten-Formation die nächsten Kilometer abzuspulen. Sehr zum Unwohl einiger hupender Autofahrer. In der Nähe von Freitritz verlassen wir das Drautal und es geht von Anfang an ziemlich steil hinauf zur Ersten Bergwertung auf die Windische Höhe. Mit 600 Höhenmeter haben wir schon das erste Kaliber der heutigen Königsetappe. Auf schönen Nebenstraßen, anfangs erholsam bergab, erreichen wir den Presseggersee im Gailtal. Weiter geht’s nach Hermagor, hier gibt es die wohlverdiente Mittagspause. Bei Temperaturen um die 30 Grad lässt es sich unter den Sonnenschirmen einer Pizzaria gut aushalten. Mit leckerer Pasta werden die Kohlehydratspeicher gefüllt, da in ein paar Kilometern der Nassfeld Pass auf uns wartet. Schon die nackten Zahlen sind furchteiflößend, 12 Kilometer, 1000 Höhenmeter, sowie zahlreiche Rampen mit 13% und mehr. Entlang der Geil fahren wir die letzten flachen Kilometer nach Tröpolach. Norbert fährt mit den Mädels als erster in den Anstieg, kurz danach folgt der Rest der Gruppe. Chris und Vitus erhöhen nach kurzer Zeit das Tempo, dass Dieter, Michael und Martin nicht halten können, bald findet jeder seinen Rhythmus und so quälen sich alle, die einen mehr die anderen weniger, bei immer heißer werdenden Temperaturen hinauf zur Passhöhe. Die steilen Rampen zwingen dann nicht nur die Mädels zum schieben, auch einige von den Jungs müssen runter vom Rad. Klarer Vorteil für die Bergflöhe. Nach und nach treffen alle auf dem Nassfeld Paß ein, den Chris als erster erreicht hat. Agnes und Gerti rollen die letzten Meter zu uns, begleitet mit tosendem Applaus. Auf der italienischen Seite des Nassfeld-Stausees lassen wir den Puls wieder zur Ruhe kommen. Die Abfahrt nach Pontebba hat es in sich: Die enge Straße, der schlechte Fahrbahnbelag und viel Dreck von einigen Baustellen verlangen nochmal volle Konzentration. Zur Belohnung der Strapazen gibt’s endlich den ersten Cappuccino in einer typisch italienischen Bar. Für Rita ein tägliches Ritual, denn ohne Kaffee geht bei ihr gar nix. In Pontebba treffen wir auch wieder auf den Alpe-Adria-Radweg. Eine alte Eisenbahnlinie, die stillgelegt wurde dient jetzt als Strecke. Die folgenden 30 Kilometer kann man als pure Genussfahrt sehen, 100 Meter über dem Fiume Tal, rollt unsere Gruppe, angeführt von Norbert, mit leichtem Gefälle durch zahlreiche Tunnels und über waghalsige Brücken Konstruktionen nach Moggio Udinese. Die letzten Kilometer folgen wir der Beschilderung des Radwegs nach Venzone und landen zu unserer Überraschung auf der Bundesstraße. Diesmal ohne hupende Autofahrer. Nur durch einen weißen Strich getrennt von Lastwagen und Berufsverkehr fahren wir schnellstmöglich nach Venzone, unserem dritten Etappenziel. Hier haben wir mit dem Agriturismo Casali Scjs eine sensationelle Unterkunft. Bevor es unter die Dusche geht, wird gleich mal eine Runde Aperol Spritz bestellt, den wir im wunderschönen Garten der Anlage genießen. Mit typischen Speisen aus dem Friaul und so mancher Flasche Wein lassen wir die anstrengende, aber schöne Etappe ausklingen.

(Dieter)

Tag 4 Von Venzone nach Grado an der Adria:

Kurz nachdem wir Norbert in Richtung Heimat verabschiedet haben nehmen wir die letzten 100 km unserer Tour in Angriff.

Spätestens bei unserer ersten Rast im Zentrum von Udine weiß jeder – ja wir sind in Italien. An den Nachbartischen Aperol und Wein – bei uns Cappuccino und (noch) Wasser.

Die letzten Höhenmeter sind schon lange erledigt und auf flacher Strecke nähern wir uns rasch dem nächsten Ziel Palmanova.

Mitten im Zentrum welches wir durch ein schmales Tor erreichen ein herrlicher Platz mit vielen Marktständen und wunderhübschen Lokalen. Bei einem Imbiss und für manche hier schon

einem kühlen Bier träumen wir bei etwa 34 Grad im Schatten vom Meer.

Mit dem Ziel so nah wird nochmal ordentlich flott in die Pedale getreten. Über eine endlos lange Brücke quer durch die Lagune erreichen wir Grado. An der Uferpromenade werden für die Fotos erstmal Räder in die Höhe gestreckt. Bevor es ins Hotel geht, stoßen wir mit dem zur Tradition gewordenem orangen Getränk auf die sturz-und pannenfreie Tour an.

Ein Spaziergang durch die Altstadt mit herrlichen kleinen Gassen ist ein Genuss und lässt uns die vielen Touristen am Strand vergessen.

Abends sitzen wir noch gemütlich zusammen um die Highlights der Alpe-Adria-Tour zu bequatschen.

Nach einem ausgiebigen Frühstück packen wir unsere Sachen und fahren zum ausgemachtem Treffpunkt, an dem unser Shuttlebus schon wartet. Schnell sind die Räder verladen und schon geht’s zurück nach Mühldorf.

An dieser Stelle einen großen Dank an unsere Guides für die genaue Planung und der Einschätzung der Kondition ihrer Mitfahrer.

(Gerti)


Danke auch noch den Verfassern der Berichte: Tag 1 Chris, Tag 2 Martin, Tag 3 Dieter und Tag 4 Gerti!