11.09.2023
Harald Sigl
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Eine rundum gelungene MTB-Herbsttour mit Abenteuer-Flair
Mit Tom, Vitus, Bäda, Karin und Günther, Armin, Inge, Anja, Gerti, Anneliese, Andi, Thorsten
Aller Anfang ist schwer:
Am Freitagnachmittag um 15.30 Uhr war der vereinbarte Treffpunkt am Wanderparkplatz Frauenau an der Trinkwassertalsperre. Doch ein Auto fehlte bei der Ankunft. Auf der verzweifelten Suche nach einem Ausweg aus dem Funkloch konnte der vermisste Teilnehmer schließlich ausfindig gemacht werden, der an einem anderen Wanderparkplatz in der Nähe der Talsperre wartete. Nachdem alle wieder vereint waren und fertig zur Abfahrt waren, begann es zu regnen. Den Schauer sitzen wir im Unterstand im Parkplatz aus, hieß es.
Eine weitere halbe Stunde verging und mit 1,5 Stunden Verspätung gings los bei nachlassendem Regen auf einer steilen Schiebe- und Tragepassage über Fels und Wurzelwerk. Härtetest Nr.1. Auf dem Forstweg Richtung Zwiesel waren kurz vorher Waldarbeiten mit schwerem Gerät unterwegs, die eine knietiefe Schlammwüste aus dem Forstweg gemacht hatten, Härtetest Nr.2.
Kaum durch Zwiesel durch erwartete uns ein besonderes Schmankerl: Der etwa 10 km (?) lange Flusswanderweg an der Schwarzen Regen, eigentlich für Radfahrer gesperrt, aber nicht für uns Mountainbiker! Nach einem Kilometer war für den Bäda Schluss. Irreparabler Getriebeschaden. Er musste notgedrungen nach Zwiesel zurückschieben und den Heimweg antreten.
Der Flusswanderweg erwies sich als Top-Challenge. Reichhaltige Wurzelbestückung mit schmierseife -ähnlicher Beschichtung wechselten sich mit Holzstegen, die der Regen zu eisglatten Rutschbahnen verwandelt hatte und langen Matschpassagen mit Schlingerkurseffekt. Härtetest Nr. 3
Stürze blieben nicht aus. So waren die Anzingers jeweils kurz nacheinander plötzlich im seitlichen Graben abgetaucht, von mannshohem Bewuchs verschlungen. Und dann standen wir vor einer Furt durch den dort etwa 30m breiten und hochwasser- führenden Fluss. Ohne dessen Durchquerung würde uns eine viele Kilometer lange Umfahrung auf dem “urigen“ Flusswanderweg bevorstehen. Zwei einheimische Mädels gingen uns todesmutig voraus und versanken bis zu den Arschbacken im Wasser bei nicht wenig Strömung. Trotz aller Abenteuerlust war uns das dann doch zu viel des Guten und wir machten uns auf den Weg auf die Suche nach der nächsten Brücke. Dann noch ein kurzes Stück Trail bergauf, dann wurde es so finster, dass der Weg nicht mehr erkennbar war. Wir entschlossen uns deshalb, die letzten 12 km nach Bodenmais auf die Hauptstraße auszuweichen in Kolonnenfahrt mit Licht vorne und hinten. Der krustige Schweinsbraten im Kurpark-Hotel war natürlich weg. Aber dafür gabs eine Brotzeitplatte vom Feinsten. Kurz nach dem Essen so um 10 Uhr kam vom Bäda die Meldung, dass er in Landshut am Bahnhof steht und auf einen Anschlusszug wartet…
Tag 2:
Gestärkt vom reichhaltigen Buffet gings in der Morgensonne los. So richtig wach wurden wir alle durch eine Schrecksekunde auf dem Radlweg in Bodenmais, wo Fußgänger rechts zu einem Ausweichmanöver zwangen in Richtung einer Mülltonne, die links auf dem Radlweg stand, was aber nur der vorderste Fahrer überblickte. Auf dem Weg über den Schareben zum kleinen Arber gabs die erste Reifenpanne von Karin. Der Schlauch wurde ausgetauscht und der Mantel fachgerecht nach Stacheln durchgecheckt. Eine halbe Stunde später der zweite Platten von Karin. Ein mikroskopisch kleiner Brombeerstachel im Mantel war schuld. Lobenswert die umweltbewusste Einstellung der Anzingers: Die Schläuche werden nach einem Loch nicht einfach weggeschmissen, sondern geflickt und wiederverwendet, bis sie von Flicken übersät sind!
Nach der Mittagspause auf der Chamer Hütte am kleinen Arber, wo wir unseren Sprachwortschatz erweitern konnten (Hoibawagga = Heidelbeerpfannkuchen) gings rasant bergab zum großen Arbersee. Vitus und Andi nahmen den direkten Weg über einen verblockten Trail, tauchten aber wohlbehalten an der Seepromenade auf. Von hier aus auf Forstwegen oberhalb der Hauptstraße wieder hinauf und dann endgültig ins Tal mit Kaffee- und Kuchen-Zwischenstopp an einer uralten ehemaligen Glashütte ins Hotel oberhalb von Bayrisch Eisenstein. Hier gönnten wir uns erstmal ein Aperol-Sprizz nach Waidler-Art mit maximal 10% Mineralwasser.
Abends gabs allerdings nur Pizzen und Pizzabaguette und im Ort hätte nichts länger geöffnet als bis 20 Uhr, so der Hotelchef, Typ Möchtegern-Hipster. Bayrisch Eisenstein ist wohl nichts für Apres-Bike-Freaks. Die Pizzen, wie wir mangels Alternative (Speisesaal schon fürs Frühstück eingedeckt) in einem abgelegenen und engen Aufenthaltsraum im Keller zu uns nahmen, waren OK und jeder wurde satt und die Stimmung stieg parallel zum Konsum des würzigen Dampfbieres.
Tag 3:
Das Frühstücksbuffet ließ keine Wünsche übrig, das muss man lassen. Sogar heiße Würstl mit Omelett wurden angeboten. Doch die Abrechnung des Essens vorm Vorabend gestaltete sich ein wenig schwierig. Irgendwie hatte der Hipster den Überblick verloren, wer was gegessen hatte, und versuchte vielen von uns eine zweite Pizza in Rechnung zu stellen, wo ja schon die eine kaum zu schaffen gewesen war. Mit diesem etwas faden Beigeschmack behaftet rollten wir bei schönstem Wetter nach Bayrisch Eisenstein hinunter über die Grenze nach Tschechien und strampelten auf der anderen Talseite wieder hinauf entlang der Grenze.
Eine teils geteerte durchgehend steile 700hm-Rampe führte kräftezehrend und schweißtreibend hinauf zum Falkensteinhaus. Außer einem Brombeer-Stachel-Plattn beim Thorsten verlief alles reibungslos. Oben war der Teufel los wegen einer gut gesuchten Bergmesse, aber die Bedienungen hatten alles im Griff. Der weite Blick über die Berge und der gute mehrfach bestellte heimische Heidelbeer-Brombeer-Schlehenschnaps (O-ton Bedienung Schmeckdarenk?) entschädigte für manche Wartezeiten. Durch käfergeschädigte kahle Wälder gings dann schließlich zuerst auf und ab (der letzte “Schnapperer“ wurde etliche Male angekündigt) und dann in rasanter Abfahrt zur Talsperre und wahlweise mit Schlusstrail zum Parkplatz.
Fazit:
Eine rundum gelungene mittelschwere Tour mit Abenteuer-Flair, die kein Langeweile aufkommen ließ. Und außer Karins Rippenblessur keine größeren Verletzungen.
Thorsten